Würste, Bonbons, Kaffee: Ein Land kommt auf den Geschmack (25.02.12)

Mit hohen Subventionen lockt Mecklenburg-Vorpommern Nahrungsmittelkonzerne an. (…)

Einer, der kräftig für den Standort Mecklenburg-Vorpommern trommelt, ist Oliver Schindler, 46. Der hochgewachsene, sportliche Manager ist ehrenamtlicher Wirtschaftsbotschafter des Landes und soll potenziellen Investoren die Vorteile des Landes erläutern. Davon kennt Schindler einige, denn im Hauptberuf führt der gebürtige Karlsruher den Bonbonhersteller Sweet Tec/Toffee Tec in Boizenburg.

In seinem silbernen Fabrikgebäude duftet es gerade nach Eukalyptus und Menthol, die Produktion von Hustenbonbons läuft. In riesigen Edelstahlkesseln köchelt die zähe, süße Masse vor sich hin, fließt dann zum Abkühlen über Förderbänder durch eine fast menschenleere Halle und wird am Ende automatisch zerteilt und in grünes Papier verpackt.

Aus einem anderen Kessel fließt die weiße Grundmasse für Kaubonbons, landet in einem weiteren Röhrensystem und kommt in fünf unterschiedlichen Farb- und Geschmacksrichtungen wieder heraus: Erdbeer, Orange, Zitrone, Kirsche und Himbeere. 3000 Bonbons pro Minute prasseln allein aus dieser Anlage, alle für den Discounter Lidl gedacht, den Hauptabnehmer von Sweet Tec in Deutschland. Ein Umsatzplus von 20 Prozent auf 65 Millionen Euro hat Schindler 2011 für die gesamte Gruppe erzielen können.

Vor sieben Jahren setzte der Chef seine erste Fabrik auf die grüne Wiese bei Boizenburg. 25 Millionen Euro investierte er, wobei 40 Prozent als Subventionen vom Land und von der Europäischen Union kamen. „Ohne die Zuschüsse gäbe es uns heute nicht“, gibt der Unternehmer unumwunden zu. Zwar stammt der Sweet-Tec-Chef aus der Karlsruher Bonbon-Dynastie Ragolds (Rachengold), doch er überwarf sich früh mit seinem Vater und stieg aus dem Familienunternehmen aus. „Wir waren das Musterbeispiel für einen nicht funktionierenden Generationswechsel“, sagt Schindler lakonisch.

An seiner neuen Heimat Boizenburg schätzt der Karlsruher die Nähe zur Logistikdrehscheibe Hamburg, die niedrigen Grundstückspreise und den engen Draht zu Politikern und Behörden. Während Schindler durch seine Fabrik führt, trudelt auf seinem Smartphone gerade eine E-Mail ein. „Die Baugenehmigung für unsere Werkserweiterung bei Toffee Tec“, sagt der Chef. Noch einmal gut sieben Millionen Euro will der Chef in diesem Jahr in die Hand nehmen und die Zahl der Arbeitsplätze von derzeit 240 auf rund 300 erhöhen.

Allerdings ist es für Schindler nicht einfach, trotz der hohen Arbeitslosenquote passende Fachkräfte zu finden. Wegen des noch immer höheren Lohnniveaus im Westen pendeln fast zwei Drittel der Boizenburger lieber nach Hamburg oder Lüneburg, als in der eigenen Stadt zu arbeiten.

„Wir bräuchten eigentlich eine Fachschule für die Süßwarenindustrie“, sagt Schindler. Immerhin gilt die Region Ludwigslust/Parchim schon heute als der „süße Landkreis“. Neben Sweet Tec sitzt hier auch die ehemalige Gummibear Factory, die heute zum Fürther Süßwarenhersteller Trolli zählt. Und in Grabow werden schon seit DDR-Zeiten Schokoküsse mit dem charakteristischen Zipfel geformt. (…)

Lesen Sie hier den gesamten Artikel. Quelle: Hamburger Abendblatt